Die Vorteile und Nachteile vom IP-basierten Anschluss, 2. Teil Das altbewährte Festnetz wird langsam, aber sicher zum Auslaufmodell. Zwar bleibt das Festnetz natürlich erhalten. Doch die Übertragung von Sprache - und damit der eigentliche Verwendungszweck der Telefonleitung - wird technisch gesehen zur Nebensache. Schon jetzt fließt die Telefonleitung in vielen Haushalten als Voice-over-IP-Datenstrom zusammen mit anderen Datenpaketen durch die Internetverbindung. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis das in allen Haushalten so ist. Denn die bisherigen Analog- und ISDN-Anschlüsse werden nach und nach auf IP-basierte Anschlüsse umgestellt.
Allerdings wirft die neue Technik so manche Frage auf. Wie sie eigentlich funktioniert, zum Beispiel. Oder was die Vor- und Nachteile vom IP-basierten Anschluss sind. In einem zweiteiligen Beitrag gehen wir dem IP-Anschluss auf den Grund. Dabei ging es im 1. Teil vor allem um die technische Seite. Jetzt, im 2. Teil, schauen wir uns die Plus- und die Minuspunkte an. Die Vorteile vom IP-basierten Anschluss Einige grundsätzliche Pluspunkte der IP-Telefonie ergeben sich allein durch die Technik. Die weiteren Vorteile hängen vom Anbieter und den verwendeten Endgeräten ab. So ist es beispielsweise bei vielen Anbietern möglich, sich in ein Online-Kundencenter einzuloggen und die Einstellungen der IP-Telefonie anzupassen. Dabei können dann unter anderem Rufumleitungen eingerichtet, digitale Anrufbeantworter programmiert und bestimmte Rufnummern oder Vorwahlen gesperrt werden. Zusammen mit dem digitalen Anschluss werden dem Nutzer bei den meisten Anbietern drei Rufnummern zugewiesen. Diese kann der Nutzer alle fürs Telefonieren verwenden oder einzelnen Geräten zuteilen. Auf diese Weise bekommt dann etwa der Nachwuchs seine eigene Rufnummer. Gleichzeitig kann der Nutzer im Online-Kundencenter einstellen, wann welche Telefone klingeln sollen. Ein weiterer Pluspunkt ist die bessere Übertragungsqualität. Allerdings kommt die sogenannte HD-Telefonie erst dann zum Tragen, wenn alle Geräte, die an der Gesprächsvermittlung beteiligt sind, den Sprachcodec G.722 unterstützen. Das Telefon und der Router des Nutzers, der Telefonserver des Anbieters und die Geräte des Gesprächspartners müssen also G.722 können. Außerdem müssen beide Gesprächsteilnehmer beim gleichen Provider sein. Denn bislang wird G.722 von den Übertragungspunkten zwischen den verschiedenen Telefonnetzen (noch) nicht unterstützt. Der Zugang zur IP-Telefonie ist nicht an eine physische Telefonleitung gebunden. Deshalb lässt sich der Anschluss grundsätzlich überall nutzen. Notwendig ist lediglich ein Internetzugang und eine VOIP-fähige Hard- oder Software. Der Nutzer könnte seinen IP-basierten Anschluss somit auch auf dem Smartphone nutzen. Damit wäre er sowohl unter seiner Mobilfunk- als auch unter der Festnetznummer erreichbar und könnte seine Telefonate zum Festnetztarif führen. Der Konjunktiv weist aber schon darauf hin, dass die Praxis etwas anders aussieht. Denn viele Anbieter beschränken die Erreichbarkeit der Telefonserver aus Sicherheitsgründen auf das eigene IP-Netz. Dadurch bleibt die Nutzbarkeit des Anschlusses auf WLan- und kabelgebundene Netzwerke begrenzt, die einen gemeinsamen Internetzugang nutzen. Die Nachteile vom IP-basierten Anschluss Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und das ist bei der IP-Telefonie nicht anders. So kann die Gesprächsqualität zwar wesentlich besser sein als bei den altbewährten Analog- oder ISDN-Anschlüssen. Aber sie kann genauso schwanken oder gar Aussetzer haben. Ein Router, der VoIP-Daten keine Priorität einräumt und deshalb bei gleichzeitiger Internetnutzung zu wenig Bandbreite fürs Telefonieren zur Verfügung stellt, ein zu schwaches WLan-Signal oder eine instabile DSL-Leitung können mögliche Gründe für die Schwankungen sein. Klassische Telefonanschlüsse haben in Sachen Empfindlichkeit klar die Nase vorn. Hier führen störende Einflüsse schlimmstenfalls zu einem kurzen Knacken. Aussetzer oder Gesprächsabbrüche verursachen sie aber in aller Regel nicht. Bei der IP-Telefonie findet teilweise eine Komprimierung der Gesprächsdaten und eine Optimierung auf Sprechfrequenzen statt. Bei Geräten, die ans Telefonnetz angeschlossen sind und spezielle ISDN-Funktionen verwenden oder darauf angewiesen sind, dass die Daten möglichst genau und störsicher übertragen werden, kann das zu Problemen führen. Hausnotrufgeräte, Alarmanlagen, Giro- und Kreditkartenterminals oder auch einige Faxgeräte sind Beispiele für solche Geräte. Der Nutzer sollte sich deshalb beim Telefonanbieter oder Gerätehersteller schlau machen, ob er seine Geräte auch weiterhin zuverlässig nutzen kann. Ein anderer, großer Minuspunkt ist der: Kommt es zu einem Stromausfall, geht nichts mehr. Denn alle Geräte, egal ob Telefon, Hausnotrufsystem oder Computer, laufen über den Router. Doch der Router braucht Strom. Hat der Nutzer kein Mobiltelefon, auf das er im Notfall zurückgreifen kann, sollte er darüber nachdenken, sich eine Pufferbatterie, kurz USV, anzuschaffen. Generell ist ein Handy oder Smartphone aber eine sinnvolle Sache. Denn wenn der Router defekt ist oder die Internetverbindung nicht funktioniert, geht auch das Telefon nicht. Kein wirklicher Nachteil, aber etwas ungewohnt ist die Tatsache, dass es ein paar Sekunden dauert, bis nach dem Wählen der Rufnummer das Freizeichen zu hören ist. Der Grund hierfür ist, dass die Rufnummer bei einem Rufaufbau mittels VoIP nicht Ziffer für Ziffer, sondern an einem Stück an den Telefonserver übertragen werden muss. Der Router wartet deshalb kurz ab, ob der Nutzer noch weitere Ziffern eingibt. Die Wartezeit bis zur Übermittlung der Rufnummer kann der Nutzer aber verkürzen, indem er nach der letzten Ziffer die #-Taste drückt. Dadurch weiß der Router, dass die Rufnummer komplett ist. Oft wird kritisiert, dass der Nutzer Zusatzkosten hat, weil er durch die Umstellung seines bisherigen Analog- oder ISDN-Anschlusses auf einen IP-basierten Anschluss neue Geräte braucht. Tatsächlich ist das aber in den meisten Haushalten gar nicht der Fall. Denn wenn schon ein Router mit Telefonie-Funktion vorhanden ist, und das ist bei einer bestehenden DSL eigentlich üblich, können die Geräte wie bisher weiterverwendet werden. Und selbst wenn nicht, schafft schon ein kostengünstiger Adapter Abhilfe.
Problematischer ist eher folgendes: Die meisten Haushalte werden von ihrem Anbieter mehr oder weniger zu einer Umstellung ihres Anschlusses auf IP gedrängt. Stimmen sie nicht zu, endet der Vertrag. Und echte Alternativen gibt es nicht, denn an digitalen Anschlüssen führt letztlich kein Weg vorbei. Schon jetzt gibt es kaum Anbieter, die überhaupt noch analoge Anschlüsse bereitstellen. Ärgerlich für den Nutzer ist aber, dass die Umstellung auf IP einen neuen Vertrag begründet, der in aller Regel eine Laufzeit von zwei Jahren hat. Mehr Anleitungen, Ratgeber und Tipps: |