Die Vor- und Nachteile vom IP-basierten Anschluss, 1. Teil In der Form, in der das Festnetz einst gestartet ist, wird es schon bald Geschichte sein. Die Telefonleitung bleibt zwar erhalten. Aber ihr ursprünglicher Verwendungszweck - nämlich Sprache zu übertragen - spielt aus Sicht der Technik schon lange nur noch eine Nebenrolle. Bei vielen Kunden fließt die Telefonleitung bereits als digitaler VoIP-Datenstrom durch die Internetverbindung. Und in absehbarer Zukunft wird das in fast allen deutschen Haushalten der Fall sein. Denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis die alten Telefonanschlüsse auf IP-Anschlüsse umgestellt sind. Nur: Wie funktioniert die Technik eigentlich? Und was sind die Vor- und Nachteile von einem IP-basierten Anschluss? Diesen Fragen gehen wir in einem zweiteiligen Beitrag nach. Dabei schauen wir uns im 1. Teil die Technik etwas genauer an.
Der IP-Anschluss als Ersatz für den altbewährten Telefonanschluss Der traditionelle, leitungsvermittelte Telefondienst, der auf Analog- oder ISDN-Technik basiert, nimmt auf den kupfernen Doppeladern der Anschlüsse ein ziemliches breites Frequenzspektrum in Anspruch. Wird dieser Telefondienst abgeschaltet, werden Kapazitäten für DSL-Signale frei. Durch die Nutzung dieser Kapazitäten kann beim jeweiligen Anschluss die Reichweite, die Geschwindigkeit oder auch beides erhöht werden. Die Reichweite beschreibt die größtmögliche Entfernung zwischen der Vermittlungsstelle und der Wohnung des Kunden, bei der DSL in einer gewissen Geschwindigkeit zur Verfügung gestellt werden kann. Ein weiterer Minuspunkt aus Sicht der Telekommunikationsanbieter besteht darin, dass sie bei einem klassischen Telefondienst Telefon-Vermittlungsstellen in einem dezentralen Netz betreiben müssen. Im Unterschied dazu kann die Technik bei der IP-Telefonie an ein paar zentralen Stellen gebündelt werden. Klar, dass das ordentlich Kosten einspart. Siedelt ein Netzbetreiber die DSL-Gegenstellen zusätzlich noch in die Verteilerkästen um, die am Straßenrand stehen, kann er einen Großteil der Standorte mit Vermittlungsstellen sogar komplett schließen. Bei VDSL ist das zum Beispiel gängige Praxis. Das Interesse der Netzbetreiber, die Anschlüsse ihrer Kunden zügig auf IP-Telefonie umzustellen, ist jedenfalls dementsprechend groß. Die Pläne sehen vor, dass die Umstellung bis 2018 weitestgehend abgeschlossen sein soll. Die Umstellung läuft im Hintergrund Wird ein reiner Analog- oder ISDN-Anschluss umgeschaltet, bemerkt der Kunde von der Umstellung selbst nichts. Denn in diesem Fall werden die Daten auf Seiten des Netzbetreibers in den Vermittlungsstellen oder Kabelzweigstellen umgewandelt. Etwas anders sieht es bei Festnetzanschlüssen aus, die auch für DSL genutzt werden. Um zusätzliche DSL-Bandbreite zu gewinnen, müssen hier nämlich die Frequenzbereiche, die bislang der analoge oder ISDN-Anschluss belegt hat, freigegeben werden. Das erfolgt in aller Regel auf Seiten des Kunden, indem sein Router, in den eine VoIP-fähige Telefonanlage integriert ist, die Sprache in IP-Pakete umwandelt. Die Funktionsweise der VoIP-Technik Bei der IP-Telefonie steckt der Telefonstecker nicht in der TAE-Buchse der Telefondose. Und es gibt auch keine ISDN-Box und keinen Splitter mehr. Stattdessen wird das Telefon am VoIP-fähigen Kabelmodem oder am DSL-Router angeschlossen. Der Router digitalisiert die Schallwellen, die das analoge Telefon in elektrische Impulse umwandelt, und komprimiert sie bei Bedarf. Anschließend bündelt er sie in Datenpakete und schickt die Pakete per Internet-Protokoll zum Telefonserver des Anbieters. Der Telefonserver tauscht die Daten schließlich mit dem Gesprächspartner aus. Falls der Gesprächspartner keine IP-Telefonie nutzt oder bei einem anderen Anbieter Kunde ist, werden die Daten ins herkömmliche Telefonnetz weitergeleitet. Das erfolgt durch einen Übergabepunkt, einem sogenannten Gateway. Damit eingehende Anrufe den Kunden erreichen können, muss sein Router die ganze Zeit über online sein. Einige Provider nutzen dafür eine zweite Verbindung. Diese sogenannte PPPoE-Session, die für den Anwender unsichtbar ist, kümmert sich dann nur um den Telefonverkehr. Andere Anbieter verwenden für die Telefonie die normale Online-Verbindung. Der Router und die Netzkomponenten des Anbieters weisen den VoIP-Datenpaketen in diesem Fall die höhere Priorität zu. Dadurch soll sichergestellt sein, dass auch bei hoher Auslastung störungsfreie Telefonate möglich sind. Ein großer Pluspunkt gegenüber der normalen Telefonie ist, dass die VoIP-Bandbreite in der Zeit, in der keine Telefongespräche geführt werden, auch für andere Internet-Übertragungen verfügbar ist. Ohnehin kommt Voice over IP aber mit sehr wenig Bandbreite aus. Und im Unterschied zur herkömmlichen Internet-Telefonie werden die Daten bei der IP-Telefonie nur im eigenen Netz und nicht über das Internet geroutet. Das bringt den Vorteil mit sich, dass die Anbieter die Datenpakete auf der kürzesten Strecke zum Empfänger übertragen und ihnen auf dem kompletten Weg die höchste Priorität zuweisen können. Aussetzer, Verzögerungen und Verbindungsabbrüche treten dadurch praktisch nicht auf. Das gilt jedenfalls dann, wenn ein stabiler DSL-Zugang vorhanden ist. Denn er ist Grundvoraussetzung. Die Sprachqualität bei der IP-Telefonie entspricht prinzipiell der von klassischer Telefonie. Eine deutlich bessere Sprachqualität wiederum wird erreicht, wenn beide Teilnehmer im gleichen Netz telefonieren. Und wenn alle beteiligten Geräte, also angefangen bei den Telefonen über die Router bis hin zum Telefonserver des Anbieters, den Sprachcodec G.722 unterstützen. Dieses Verfahren nennt sich dann auch HD-Telefonie. Bei Schnurlos-Telefonen wird von CAT-iq gesprochen. VoIP-Telefonie auf mobilen Endgeräten VoIP ist generell immer dann möglich, wenn eine Verbindung zum Internet besteht. Folglich kann auch mit dem Smartphone per VoIP telefoniert werden. Der Nutzer benötigt dafür lediglich eine entsprechende App. Ob sich auf dem Gerät schon ein geeigneter Dienst befindet, kann der Nutzer überprüfen, indem er über die Einstellungen in seiner normalen Telefon-App auf Anrufeinstellungen, dann auf Einstellungen für Internetanrufe und danach auf Konten für Internetanrufe (SIP) klickt. Findet sich hier nichts oder möchte der Nutzer einen anderen Client verwenden, kann er auf alternative Apps zurückgreifen. Die Kontoeinrichtung ist recht einfach, wenn der Nutzer auf einen der VoIP-Anbieter zurückgreift, der in der Liste der jeweiligen App schon voreingestellt ist. Andernfalls muss der Nutzer zahlreiche Einstellungen vornehmen und diverse Daten eingeben. Anleitungen dafür gibt es meist auf den Hilfeseiten der Telekommunikationsanbieter. Mehr Anleitungen, Tipps und Ratgeber: |