Hintergrundwissen zum Stichwort "Cybermobbing" Eine junge Frau surft, wie Millionen anderer Nutzer auch, regelmäßig im Internet. Sie besucht allerlei Internetseiten, shoppt online, chattet mit verschiedenen Leuten und hat sich Profile in sozialen Netzwerken erstellt. Eines Tages lernt sie in einem Internet-Chat einen jungen Mann kennen.
Sie kommunizieren regelmäßig miteinander und kommen sich immer näher. Irgendwann überredet der Mann die junge Frau, ihm intime Fotos zu schicken. Doch bald reicht das nicht mehr und der Mann will, dass sich die Frau vor der Webcam auszieht und masturbiert. Als die Frau ihm diesen Wunsch abschlägt, veröffentlicht er die Nacktaufnahmen im Internet und schickt sie gezielt an Personen aus dem Umfeld der jungen Frau. Die Frau wird daraufhin zur Zielscheibe von Beschimpfungen, Beleidigungen und Spott. “Sie hat es nicht anders verdient” oder “Billige Schlampe” sind noch Kommentare der harmloseren Art. Es dauert nicht lange, bis die junge Frau zum Außenseiter wird. Die Schikane hört indes nicht auf. Der Mann erstellt unter ihrem Namen ein Profil, wählt eine Nacktaufnahme als Profilbild und erfindet Geschichten. Dadurch nehmen auch die Beleidigungen und Schikanen in der realen Welt zu. Irgendwann weiß sich die junge Frau nicht mehr zu helfen - und nimmt sich das Leben.Was wie eine dramatische, aber frei erfundene Horrorgeschichte klingt, kann sehr schnell zur traurigen Realität werden. Schikanen und Verleumdungen gehören zu den Schattenseiten des Internets und sind keinesfalls so selten, wie viele glauben. Aber wie kommt Cybermobbing zustande? Wen kann es treffen? Und wie können sich Betroffene wehren? Hintergrundwissen zum Stichwort "Cybermobbing" 2012 wurde in Deutschland vom medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest die sogenannte JIM-Studie durchgeführt. Das Kürzel JIM steht für Jugend Information Multimedia. Im Rahmen der Studie wurden über 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene in der Altersgruppe zwischen 12 und 19 Jahren zu ihren Erfahrungen mit Cybermobbing befragt. Rund ein Viertel der Befragten gab an, jemanden zu kennen, der schon einmal zur Zielscheibe von Beschimpfungen, Bloßstellungen oder Angriffen im Internet wurde. Jeder Sechste hat selbst schon erlebt, dass peinliche Fotos oder fiese Videos von ihm ohne sein Zutun oder sein Okay im Netz aufgetaucht sind. Cybermobbing ist somit ein ernstzunehmendes Problem. Allerdings täuscht der Eindruck, dass das Cybermobbing in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse aus dem Jahre 2011 hatte ergeben, dass von rund 1.000 Schülern im Alter zwischen 14 und 20 Jahren etwa jeder Dritte schon Opfer von Cybermobbing war. Etwa jeder Fünfte wiederum hatte damals angegeben, sich vorstellen zu können, auch selbst zum Täter zu werden. Andere Studien belegen ebenfalls, dass die Anzahl der virtuellen Angriffe relativ stabil geblieben ist. Das Problem wird dadurch aber natürlich nicht kleiner oder bedeutungsloser. Dabei kann Cybermobbing viele verschiedene Formen annehmen. Der Missbrauch der Identität, um gefälschte Profile zu erstellen oder unter fremdem Namen Kommentare zu hinterlassen, Beleidigungen, Beschimpfungen, das Veröffentlichen von peinlichen Fotos oder das Auslösen und Beteiligen an einem sogenannten Shitstorm sind nur ein paar Beispiele. Eine besondere Variante ist außerdem das Happy Slapping. Hierbei wird ein Opfer ausgemacht und von einem oder mehreren Tätern in der Realität beschimpft und geschlagen. Ein Mittäter filmt das Ganze und stellt das Video anschließend ins Netz. Jeder kann zum Opfer von Cybermobbing werden.Cybermobbing ist kein Phänomen unter Jugendlichen. Erwachsene können genauso zur Zielscheibe werden. Dabei kann letztlich jeder von Cybermobbing betroffen sein, die kleine Schülerin aus der ersten Reihe genauso wie der unscheinbare Nachbar von nebenan, ein namhaftes Unternehmen oder eine prominente Persönlichkeit. Firmen und Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, werden dabei in erster Linie zum Thema eines Shitstorms. Mit Shitstorm wird ein Phänomen bezeichnet, bei dem sich unzählige Internetnutzer zu einem Sachverhalt äußern. Üblicherweise verschwimmen dabei die Grenzen zwischen Argumenten, harmlosen Kommentaren und echten Beleidigungen. Diese Nachrichtenflut braut sich zu einem großen Sturm zusammen, der über das Opfer hinwegfegt. Dabei kann schon ein harmloses Foto oder ein belangloser Post zum Auslöser eines Shitstorms werden. Dass das Internet eine willkommene Plattform für Angriffe und Mobbing-Attacken ist, hat mehrere Gründe. So bietet das Internet den Schutz der Anonymität. In vielen Netzwerken, Foren und Portalen wird die Identität der Nutzer kaum überprüft. Deshalb ist es leicht, in Punkten wie Geschlecht, Alter oder Status zu schummeln. Da es keine große Herausforderung ist, im Internet eine völlig neue, andere Identität anzunehmen, wird es für die Betroffenen und auch die Polizei umso schwerer, die Täter ausfindig zu machen. Ein weiterer Grund ist, dass sich Angriffe im Internet sehr schnell und nachhaltig verbreiten. Kommentare und Fotos sind in Sekundenschnelle online und mindestens genauso schnell auch verteilt. Die Verbreitung zu kontrollieren oder gar zu stoppen, ist so gut wie unmöglich und was einmal im Internet steht, verschwindet meist auch nicht mehr, sondern kann irgendwann irgendwo wieder auftauchen. Aber durch das Internet lassen sich nicht nur sehr schnell sehr viele Personen und potenzielle Mittäter erreichen. Hinzu kommt noch, dass das Internet immer aktiv ist. Mobbing-Attacken sind also rund um die Uhr, an jedem Tag des Jahres und völlig unabhängig vom Aufenthaltsort möglich. Was Betroffene tun können.Für den Betroffenen kann Cybermobbing schwerwiegende Folgen haben, von einem unguten Gefühl über Angst und Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken ist alles möglich. Umso wichtiger ist es deshalb, sich möglichst früh und vor allem aktiv gegen das Cybermobbing zu wehren. Der erste Schritt sollte sein, dass sich das Opfer seinen Eltern, Freunden oder anderen Personen anvertraut. Richten sich die Attacken gegen ein Kind oder einen Jugendlichen, sollten auch die Lehrer eingeweiht werden. Im zweiten Schritt sollte sich das Opfer an den Betreiber der jeweiligen Internetseiten wenden und beantragen, dass gefälschte Profile, Fotos, Videos und boshafte Kommentare gelöscht werden. Allerdings zeigen sich nicht alle Seiten- und Netzwerkbetreiber kooperativ. Kommt der Betroffene alleine überhaupt nicht weiter, kann es eine Überlegung wert sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sogenannte Reputationsmanager helfen dabei, die schädlichen Daten zu entfernen. Diese Dienstleistung ist aber kostenpflichtig. Grundsätzlich sollte der Betroffene sämtliche Beweismaterialien wie Kommentare, Bilder, E-Mails oder SMS speichern. Im Ernstfall hat der Betroffene so etwas in der Hand, um gegen den Täter vorgehen zu können. In schwerwiegenden Fällen sollte außerdem die Polizei hinzugezogen und Anzeige erstattet werden. Das Cybermobbing selbst ist zwar kein klar definierter Straftatbestand. Allerdings schließen die Angriffe verschiedene Einzelstraftaten ein, darunter beispielsweise Verleumdung, Beleidigung oder die Darstellung von Gewalt. Für diese Vergehen können auch Kinder und Jugendliche in die Verantwortung genommen und mit entsprechenden Strafen belegt werden. Mehr Anleitungen, Tipps und Ratgeber: Das Internet - Basiswissen für Einsteiger Wie soziale Medien die Gesellschaft vernetzen Irrtümer zur Websicherheit richtiggestellt Übersicht zu den aktuellen Roaming-Kosten Tipps - Unterwegs sicher ins Netz Was sind Bitcoins? Thema: Hintergrundwissen zum Stichwort Cybermobbing |